Dienstag, 14. September 2021

[Rezension] "Wenn wir Feinde wären" von Svea Lundberg

 

Infos über das Buch

Autor: Svea Lundberg
Titel: Wenn wir Feinde wären
Einzelband/Reihe
erschienen am: 03.08.2021
Verlag: Traumtänzer Verlag
Formate: ebook und Taschenbuch
Seitenzahl: 302 Seiten
Genre: Historical GayRomance

Klappentext

Deutschland, München, 1955:
In einem Jazzkeller trifft der junge Pianist Maxim auf den Kriegsveteranen Rudolf. Die Liebe zur Musik verbindet die beiden ungleichen Männer. Schließlich vertraut Rudolf Maxim eine Geschichte an, die er bislang niemandem erzählt hat und die auch Maxim dazu bringt, seine eigene verbotene Liebe in neuem Licht zu betrachten.

Frankreich, Verdun, 1916:
Gefangen zwischen den Fronten, inmitten des Trommelfeuers, trifft Rudolf auf einen französischen Soldaten. Endlich bekommt das Grauen ein Gesicht. Doch in diesem spiegelt sich keinerlei Hass, sondern etwas zutiefst Menschliches. Etwas, das Rudolf erschreckend vertraut erscheint.

In den wenigen gemeinsamen Stunden in einem zerschossenen Graben sind Rudolf und Jacques sich mit einem Mal näher, als sie es sein dürften. Bis sich ein Gedanke nicht mehr beiseiteschieben lässt: Könnten sie jemals Feinde sein?

Leseeindruck

Bisher habe ich nie wirklich gefragt, um was es in einem Buch von Svea geht. Lesen wollte und will ich sie alle.

Ein Historical Gay Romance hat mich aber besonders neugierig gemacht.
Svea hat im Vorfeld schon viel über ihr Herzensprojekt erzählt, aber ich habe mich da bewusst zurück gehalten, um völlig unbeeinflusst in diese Geschichte zu starten.

Es geht um Maxim, der nach München gekommen ist, um schmerzlichen Erinnerungen zu entfliehen und sich dabei mit seiner Musik seinen kargen Lebensunterhalt zu verdienen.
Er trifft auf Rudolf, der sein Talent erkennt und ihn immer wieder zu sich nach Hause einlädt, damit dieser für ihn Klavier spielt.
Es eine Männerfreundschaft zu nennen, wäre zu viel gesagt. Trotzdem verbindet die beiden etwas miteinander.
Nachdem sie einige Zeit gemeinsam verbracht haben, bittet Rudolf Maxim ihn nach Frankreich zu begleiten. Gleichzeitig beginnt er, ihm eine Geschichte zu erzählen.

Das Svea schreiben kann muss ich nicht extra betonen. Das sie aber eine Geschichte so authentisch, gefühlvoll und ergreifend schreiben kann, sollte man dennoch erwähnen.
Die Geschichte, die Rudolf erzählt, enthält seine Kriegserlebnisse.
Er ist mit 19 Jahren eingezogen worden, voller Stolz und Vorfreude in den Krieg gegangen und als anderer Mensch zurückgekommen.
Diese Schilderungen seiner Erlebnisse, die Schlachten, denen er sich stellen musste und seine Gedanken zu einem Krieg, den Männer ausfechten, die nichts damit zu tun haben, werden so eindringlich, echt und gnadenlos geschildert, dass ich stellenweise das Buch aus der Hand legen musste.
Sehr oft hatte ich den Gedanken, dieses Buch sollte Schullektüre werden, damit vorallem die Jugend es liest und es sich nie wiederholen wird.

Ich kann dazu gar keine richtigen Worte finden, die passendsten Worte dazu liest man direkt im Buch.
So viele Sätze gibt es, die man einfach laut aussprechen will und bei denen es unnötig ist, sie zu kommentieren. Denn sie sprechen für sich.

Die Geschichte selbst ist grandios erzählt.
Mit den Protagonisten bin ich nicht so ganz warm geworden. Woran das genau liegt, vermag ich gar nicht so richtig zu sagen.
Wollte ich vielleicht Rudolf nicht so sehr an mich herablassend, um nicht zu emotional zu werden.
Die Erzählweise, in der Rudolf erzählt, kam mir ein wenig unpersönlich vor. Ich hatte nicht so richtig das Gefühl, er erzählt die Geschichte Maxim und damit auch mir, dem Leser. Es gibt anfangs einige sehr kurze Kapitel, die in der Gegenwart spielen, welche mich so ein bisschen irritiert oder aus dem Tritt gebracht haben.
Dies ändert sich dann zum Ende des Buches und ich bekam einen besseren Zugang vorallem zu Maxim.

Die Idee, diesen ganzen schrecklichen Kriegsgeschehen eine zarte Liebe entgegenzustellen, ist schön gedacht.
Ich kann so sehr fühlen, warum Jacques für Rudolf dieser wichtige Lichtblick war. Warum er sich so an diese Begegnung geklammert hat.
Und auch diese dadurch entstandene Frage "Müssen wir Feinde sein." ist in diesem Kontext extrem berührend und wichtig.
Aber letztendlich war mir das Ganze etwas zu viel, denn es passieren Dinge, bei denen ich dachte "Oh nein, tu das nicht. Mir macht es diese wunderschöne Szene dadurch kaputt."
Dies ist und war mein Empfinden, andere mögen darüber nicht so denken.
Für mich hätte diese Liebe gern einfach nur zart bleiben dürfen und sie hätte dadurch dann perfekt zur Geschichte gepasst.

Eventuell ist dies auch ein Grund, warum Rudolf für mich unnahbar blieb. Er ist schwul und hat in seinen jungen Jahren sexuelle Erfahrungen. Letztendlich kommt für mich in diesem Buch das Gefühl auf, er macht es mit vielen und die Gefahr, in die er sich dabei begibt, schliesslich war es gefährlich, weil verboten, kommt nicht zum Tragen.

Allerdings muss ich auch sagen, dass ich über diesen Kritikpunkt sehr leicht hinwegsehen kann.
Denn dieses Buch ist in seiner Gesamtheit einfach zu wertvoll.
Der Autorin bin ich sehr dankbar, dass sie diese Geschichte nicht in ihrer Schublade vergessen hat, sondern sie mit uns teilt und hoffentlich noch sehr viele Leser und Leserinnen damit erreicht.

Fazit

Ein wichtiges Buch, das ich gern jedem in die Hand drücken würde.
Ein toller Schreibstil. Eine Geschichte, die wahnsinnig eindringlich erzählt wird.
Für mich nicht ganz perfekt, aber trotzdem eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung 

4,5 ⭐


Weil ich es bei anderen erwähne, muss ich es auch hier tun.
Leider sind doch ungewöhnlich viele Fehler im Text. Es stört nicht unbedingt beim Lesefluss, doch bin ich es bei Büchern von Svea so gar nicht gewohnt.


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